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Burnout

Wenn alles zu viel wird

Der Begriff Burnout oder Burnout-Syndrom steht für einen Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung. Dieser Zustand des ‚Ausgebrannt-Seins’ entsteht meist schleichend über Monate oder Jahre und die ersten Anzeichen werden sehr oft nicht ernst genommen, denn Phasen von Überforderung, Erschöpfung, Frustration, Lustlosigkeit und Rückzug kennen wir schliesslich alle.

‚I've done too much for too many for too long with too little regard for myself’

Dieses Zitat eines Betroffenen (aus Bergner Thomas: Dtsch Arztebl 2004/Heft 33) verdeutlicht knapp und auf den Punkt gebracht, wie es zu einem Burnout kommen kann. Verhängnisvoll ist in fast allen Fällen die schleichende Entwicklung. Das Ignorieren der ersten Burnout-Anzeichen gehört quasi zum Krankheitsbild dazu, weil viele Betroffene davor zurückscheuen, sich Burnout-Symptome einzugestehen, aus Angst nach einer Therapie nicht mehr in ihren alten Job zurückkehren zu können oder den Job sogar zu verlieren.

Diagnose

Auf immer mehr Krankschreibungen steht die Diagnose Burnout - und das, obwohl sich Mediziner bislang nicht einigen konnten, ob Burnout tatsächlich eine eigenständige Krankheit ist. Es fehlt eine klare und einheitliche Definition des Krankheitsbildes und daher existiert bislang auch kein eigener ICD-10-Code (Internationale Klassifikation von Krankheiten der WHO). Stattdessen wurde eine Art Nische geschaffen, die jedoch nur den arbeitsspezifischen Symptombereich abdeckt. ‚Ausgebrannt-Sein’ (Burnout) wird unter Z.73 ‚Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensführung’ aufgelistet und die Punkte ‚Körperliche oder psychische Belastung ohne nähere Angabe’ / ,Stress, andernorts nicht klassifiziert’ müssen ausschliesslich auf Umstände am Arbeitsplatz zurückzuführen sein.

Heute wird stark infrage gestellt ob es genügt, sich ausschliesslich auf den Arbeitskontext zu beschränken. Burnout ist also nach dieser Klassifikation ein Einflussfaktor, aber kein Syndrom und keine eigenständige Krankheit. Als Hauptdiagnose wird gewöhnlich Depression herangezogen.

Durch die Hauptdiagnose ,Depression’ werden in erster Linie Behandlungsmassnahmen angesetzt, die zu dieser Diagnose passen, also Gesprächstherapie durch Psychotherapeuten und Psychiater, sowie medikamentöse Behandlung, meist durch Psychopharmaka. Für die Diagnosestellung sollen überdies körperliche oder psychische Ursachen resp. Erkrankungen, die zu ähnlichen Symptomen führen können, wie beispielsweise das Chronische Müdigkeitssyndrom, Fibromyalgie, Angsterkrankungen, organische Schlafstörungen, Mangelzustände oder eine Fehlfunktion der Schilddrüse, ausgeschlossen sein.

Abgrenzung Depression und Burnout

Es wird also davon ausgegangen, dass Menschen mit Burnout-Symptomen im Grunde an einer Depression leiden. Tatsächlich sind viele der Symptome von Burnout (v.a. in der Endphase) auch typische Merkmale einer Depression, wie beispielsweise der Zustand einer tiefen emotionalen und körperlichen Erschöpfung, Interessensverlust und Rückzug. Andere Symptome hingegen sind eher untypisch für eine Depression, aber typisch für Menschen mit Burnout, wie beispielsweise das Aufbäumen und Kämpfen oder die Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung zu Beginn des Krankheitsprozesses. Eine Abgrenzung zwischen Burnout und Depression bleibt damit unscharf. Für viele Betroffene ist die Unterscheidung aber wichtig und die Diagnose ,Burnout’ besser zu akzeptieren als die Diagnose einer Depression, denn ein Burnout wird meistens mit Menschen in Verbindung gebracht, die viel leisten wollen und viel geleistet haben, eine Depression hingegen meist mit Schwäche. In jedem Fall muss sorgfältig geprüft werden, ob nicht eigentlich – oder zusätzlich – eine Depression vorliegt, die entsprechend behandelt werden muss.

Burn-out betrifft den Körper und die Psyche

Vielen Betroffenen würde es zudem helfen, den Zustand der absoluten Erschöpfung und das komplette Zusammenbrechen der Leistungsfähigkeit nicht ,nur’ als psychisches Problem zu sehen, das mit Psychotherapie und Psychopharmaka zu behandeln ist. Es geht auch um einen biologischen Prozess, einen körperlichen Zustand, bei dem die Hormonbalance aus den Fugen geraten ist.

Bei Patienten mit manifestem Burnout beobachtet man in der Regel einen deutlichen Mangel an Cortisol, während bei Patienten mit der Diagnose Depression meist ein beständig erhöhter Cortisolspiegel nachweisbar ist. Die Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin werden von den Nebennieren produziert und ein Mangel dieser Nebennierenhormone verringert unsere gesamte körperliche Vitalität, sodass der normale Alltag schliesslich nicht mehr bewältigt werden kann. Als Folge dieser Nebennierenschwäche entwickelt sich eine ,Erschöpfungsdepression’ (wie Burnout früher bezeichnet wurde), also eine psychische Reaktion des Betroffenen auf die dauerhafte, körperliche Erschöpfung.

Cortisol, Stress und Nebennieren-Erschöpfung (Adrenal Fatigue)

Auf der physiologischen Ebene einer Burnout-Erkrankung spielen die Nebennieren und deren Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin eine zentrale Rolle.

Die Nebennieren (Glandula adrenalis) sind endokrine Drüsen, die wie eine Kappe auf den Nieren aufliegen. Sie gehören zu den Haupthormondrüsen in unserem Körper und produzieren unter anderem das lebenswichtige Hormon Cortisol. Jede Nebenniere besteht aus zwei Anteilen: im Inneren das Mark und aussen die Rinde. Im Mark werden hauptsächlich die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin gebildet und in der Rinde vor allem die Hormone Aldosteron, Cortisol und DHEA. Sowohl eine Unterproduktion als auch eine Überproduktion der verschiedenen Nebennierenhormone führt zu ernsthaften Erkrankungen.

Stress und die Freisetzung von Stresshormonen in den Nebennieren sind untrennbar gekoppelt. Stresshormone aktivieren wichtige Körperfunktionen, um zusätzliche Energie bei besonderen Belastungen oder Notsituationen mobilisieren zu können. Ist die Stresssituation überstanden, sinken die Stresshormon-Spiegel wieder auf Normalwerte ab. Besteht eine Stresssituation aber weiterhin, werden die Nebennieren unablässig zur Produktion angetrieben um den Stresshormon-Spiegel dauerhaft auf einem erhöhten Niveau zu halten. Da die Stresshormone wie Aufputschmittel wirken, kann eine solche Überstimulation der Nebennieren unter Dauerstress (körperlicher, geistiger oder seelischer Art) meist recht lange aufrecht erhalten werden, bevor die Nebennieren schliesslich erschöpfen und die Stresshormon-Spiegel unter die Normalwerte absinken. Die Nebenniere ist dann im wahrsten Sinne des Wortes ausgebrannt (Burnout) und kann nicht mehr genügend Stresshormone bereitstellen. Dann kann mit Stress nicht mehr adäquat umgegangen werden und eine Negativspirale der Erschöpfung kommt in Gang, die sich zunehmend auch organisch manifestiert.

Hormonelle Systeme sollten immer in ihrer Gesamtheit betrachtet werden, da sie über Regelkreise eng miteinander verbunden sind und sich damit gegenseitig beeinflussen. Die Regulation der Ausschüttung der Stresshormone wird über die Hypothalamus- Hypophysen- Nebennieren- Achse (die sog. Stress-Achse) gesteuert. Infolge der erschöpften Nebenniere können sich aber weitere Funktionsstörungen innerhalb der hormonellen Regelkreise entwickeln, beispielsweise eine Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion. Dauerstress wirkt sich demnach nicht nur auf unser seelisches Gleichgewicht aus, sondern zeigt sich auch auf organischer Ebene.

Vereinfacht wird eine Unterfunktion der Nebennieren mit einem Mangel an Cortisol gleichgesetzt und viele Beschwerden, die durch eine Nebennierenerschöpfung auftreten, lassen sich direkt durch die physiologischen Wirkungen bzw. Aufgaben des Cortisols erklären.

Burnout und Cortisol

Cortisol ist in vielfältige Stoffwechselprozesse des Körpers eingebunden und ist das wichtigste Stresshormon, das sowohl bei psychischem als auch bei physischem Stress in der Nebennierenrinde ausgeschüttet wird. Cortisol schützt den Körper vor den negativen Folgen von Stress und ermöglicht eine sinnvolle Anpassung an jede Art von Belastung. Cortisol reguliert den Energieumsatz in nahezu jeder Körperzelle und nimmt damit Einfluss auf den Blutzucker, den Eiweissstoffwechsel, das Immunsystem und den Knochenstoffwechsel. Ohne Cortisol können wir nicht adäquat auf eine Stresssituation reagieren.

Akute Stressphase

Hohe Levels von Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin, wie sie in der anfänglichen akuten Stressphase mit der Überstimulation der Nebennieren entstehen, führen zu nervöser Unruhe und im weiteren Verlauf zu erhöhten Blutdruck-, Blutfett- und Blutzuckerwerten, zu Heisshunger, Ein- und Durchschlafstörungen, verstärktem Fettansatz (v.a. am Bauch), zu Muskel- und Knochenschwund oder zu Zyklusstörungen. Auch innere Unruhe, Stimmungsschwankungen, Magengeschwüre, chronische Durchfälle und Ödeme können auf erhöhte Cortisol-Spiegel hinweisen.

Chronische Stressphase

Im späteren Verlauf, wenn es schliesslich unter Dauerstress zur Erschöpfung der Nebennieren (Adrenal fatigue) gekommen ist, sinkt der Cortisol-Spiegel dauerhaft unter den Normalwert. Dies lässt den Blutzuckerspiegel sinken (Unterzuckerung), führt zu beispielloser Müdigkeit, Schlappheit und Erschöpfungszuständen, Frösteln/Frieren, depressiven Verstimmungen, Angst und Panikattacken, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen und zur Unterdrückung des Immunsystems mit einer damit einhergehenden erhöhten Infektionsanfälligkeit, chronischen Entzündungen im ganzen Körper, Allergien und Autoimmunerkrankungen und anderen Beschwerden, die sich mit der Zeit verstärken. Durch die massive körperliche und seelische Erschöpfung sind Betroffene zunehmend nicht mehr in der Lage, den Anforderungen des Alltags gerecht zu werden und fühlen sich bei jeder Anforderung überfordert. Ist auch der Adrenalinspiegel erniedrigt, so sinken die Blutdruckwerte und Schwindel, Herzrasen oder Ohnmachten können auftreten. Je grösser die Differenz zwischen Stressniveau und dem fehlenden Cortisol, desto bedeutender sind die Konsequenzen. Die Nebennieren sind erschöpft, das Burnout ist manifest.

Nebennierenerschöpfung: Keine anerkannte Diagnose

Die Nebennierenerschöpfung (Adrenal fatique) ist eine alternativmedizinische Arbeitshypothese, die die evidenzbasierte Medizin als tatsächliche, physiologische Reaktion auf chronischen Stress nicht anerkennt. (Davon abzugrenzen ist der Morbus Addison, bei dem (meist durch eine Autoimmunerkrankung) eine Insuffizienz aller hormonbildenden Zellen der Nebennierenrinde besteht).

Das Anerkennen der Nebennierenerschöpfung als Stress-Syndrom ergäbe neue Sichtweisen in der Burnout Diagnostik. Worte sind mächtig und erzeugen ein Bild, das wir von etwas haben. Nenne ich den Zustand ,Nebennierenerschöpfung’ anstatt Depression, dann öffnet sich ein zusätzliches und vollkommen anderes Therapiespektrum.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen für die Entstehung eines Burnout-Syndroms sind vielfältig und die konkreten Auslöser im Einzelfall wahrscheinlich so unterschiedlich wie die Betroffenen selbst. Risikofaktoren, die an der Entstehung eines Burnout-Syndroms beteiligt sein können, werden meist unterteilt in sogenannte innere Faktoren (Persönlichkeit, Charakter) und äussere Faktoren (berufliche oder familiäre Umstände).

Äussere Risikofaktoren:

  • Arbeitsüberlastung / hoher Termindruck / hohe Verantwortung
  • mangelnde Ressourcen an Personal, Finanzen oder Know-how
  • Mangelnde Einflussnahme bzw. fehlender Handlungsspielraum bei der Arbeitsdurchführung / mangelnde Mitsprache bei Entscheidungsprozessen
  • häufiger, intensiver und anspruchsvoller Kundenkontakt
  • Fehlendes oder wenig positives Feedback / ungenügende Anerkennung oder Belohnung
  • Ungerechtigkeiten / unklare Belohnungskriterien / unklare Hierarchien / unzureichende Entlohnung (die als Geringschätzung der geleisteten Arbeit empfunden wird)
  • Schlechte Teamarbeit / mangelnde Kommunikation / ungelöste Konflikte / fehlende soziale Unterstützung / Mobbing
  • Drohender Arbeitsplatzverlust / Trennung oder Scheidung

Innere Risikofaktoren / Persönlichkeitsfaktoren:

  • hoher Leistungsanspruch an sich selbst / das Bedürfnis sich zu beweisen / Perfektionismus / grosser Ehrgeiz und unermüdlicher Einsatz (sogenannte Macher-Typen) / grosses Pflichtbewusstsein / hoher Idealismus
  • hohe bzw. unrealistische berufsbezogene Erwartungen (beispielsweise der Irrglaube an grundsätzlich kooperative und dankbare Vorgesetzte, Mitarbeiter, Kunden oder Patienten) / hohe Erwartungen an Anerkennung durch Leistung
  • die Schwierigkeit, nein zu sagen, entweder zu anderen (aus Angst vor Zurückweisung oder dem Wunsch, es jedem recht zu machen) oder zum eigenen inneren Ehrgeiz, der zu Perfektion und Höchstleistung antreibt
  • Über-Identifizierung mit der Arbeit bzw. Abhängigkeit des Selbstbildes von der erfolgreichen Ausübung einer bestimmten Rolle
  • Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten bzw. ein Misstrauen gegenüber den Fähigkeiten anderer
  • die Tendenz, eigene Bedürfnisse langfristig zu ignorieren, Gefühle von Überdruss und Unzufriedenheit zu verleugnen und Warnsignale des Körpers zu missachten / Schwierigkeiten, persönliche Schwächen und Hilflosigkeit einzugestehen
  • unrealistisch hochgesteckte Ziele, die nicht oder nur unter übergrossem Energieeinsatz zu erreichen sind
  • Zwang, den Erwartungen anderer zu entsprechen / Angst, zu versagen

Entscheidend für das Zustandekommen eines Burnout-Syndroms scheinen aber nicht allein entweder die objektiv ungünstigen äusseren Belastungen oder aber allein die inneren persönlichkeitsbezogenen Faktoren zu sein. In den meisten Fällen ist es eine komplexe Wechselwirkung zwischen äusseren und inneren Faktoren, die das Burnout-Risiko dramatisch erhöhen. Wenn bestimmte Konstellationen zusammentreffen und über einen längeren Zeitraum andauern, wird eine Abwärtsspirale von Überlastung, Überforderung und Frustration in Gang gesetzt, an deren Ende schliesslich der Zusammenbruch steht.

Besonders belastend für die Gesundheit scheint es zu sein, wenn dauernde hohe Anforderungen mit einem Mangel an Einfluss und Kontrollmöglichkeiten zusammenfallen. Danach sind diejenigen Personen besonders gefährdet, an die permanent hohe Anforderungen gestellt werden, während gleichzeitig die Kontrolle und der Entscheidungsspielraum bei der Ausführung der Aufgaben eingeschränkt sind. Oder wenn beispielsweise unklare Hierarchien, unklare oder wechselnde Erfolgskriterien, ständige Erreichbarkeit, permanenter Zeitdruck, unerfüllbare Vorgaben oder Angst um den Arbeitsplatz zusammenkommen mit wenig Anerkennung, mit dem Eindruck unfair oder respektlos behandelt zu werden oder unterbezahlt zu sein. Die Diskrepanz zwischen eigener Erwartung und der tagtäglichen Wirklichkeit führt zu einem Gefühl der Ernüchterung, Ohnmacht, Desillusionierung, Frustration und schliesslich zur vollständigen körperlichen, emotionalen und geistigen Erschöpfung.

Stadien einer Burnout Erkrankung

Das Burnout-Syndrom ist kein einheitliches Krankheitsbild und entsteht auch nicht von heute auf morgen. Es ist vielmehr ein allmählicher Prozess, in dem sich verschiedenste körperliche und psychische Symptome über einen längeren Zeitraum hinweg entwickeln. Es existieren daher in der Burnout-Forschung verschiedene Modelle, die den Verlauf in einzelne Phasen oder Stadien unterteilen. Alle diese Modelle stellen aber lediglich mögliche oder plausible Entwicklungsverläufe dar, die im Einzelfall auch abweichen können.

Ob im beruflichen oder privaten Bereich, in der Anfangsphase der Entwicklung eines Burnout-Syndroms stehen Energie, Ehrgeiz, Begeisterung und hohe Erwartungen an eine Sache. Betroffene möchten etwas bewegen, stecken sich sehr hohe Ziele, identifizieren sich stark mit ihrer Arbeit, haben das Gefühl unentbehrlich zu sein und gönnen sich kaum Ruhe und Erholung.

Mit der Zeit erwarten die Betroffenen, dass ihr grosser Einsatz anerkannt wird und sich irgendwie auszahlt. Wenn aber die Erwartungen nicht erfüllt werden, Erfolgserlebnisse oder positives Feedback ausbleiben, schleichen sich erste Enttäuschungen ein. Unterschwellig entsteht ein Gefühl, dass etwas nicht stimmt und sich der ganze Energieeinsatz womöglich nicht lohnt. Das vage Gefühl von Enttäuschung, Unzufriedenheit oder Frust und die ersten körperlichen Stresssymptome wie Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit werden aber verdrängt. Betroffene reissen sich am Riemen und versuchen durch noch mehr Einsatz und noch höheres Engagement das Erwünschte doch noch zu erreichen.

Sie erwarteten von sich immer noch 100 % Leistung, fühlen sich aber zunehmend wie im Hamsterrad, stehen ständig unter Strom und das dauernde Gedankenkreisen um was alles noch zu tun ist, zermürbt. Die Betroffenen werden zunehmend ungeduldiger, gereizter und aggressiver; mehr als drei Personen an einer Kasse, Warteschleifenmusik, ein quengelndes Kind oder nur schon das Läuten des Telefons und die Nerven liegen blank. Der Arbeitseinsatz wird nochmals erhöht, Pausen reduziert und Ferien gestrichen. Übliche Massnahmen, die bisher den Akku wieder aufgeladen und Entspannung gebracht haben wie Ausschlafen am Wochenende, spazieren gehen, Sport treiben, Freunde treffen, ein verlängertes Wochenende oder abhängen vor dem Fernseher abends mit einem Glas Wein, funktionieren nicht mehr und irgendwann kippt dann das für die erste Phase typische Überengagement.

Zynische, ironische, feindselige oder sarkastische Bemerkungen, Vorwürfe oder Schuldzuweisungen genauso wie Ungeduld, Widerwillen, Distanziertheit und negative Ansichten zu praktisch allem und jedem im beruflichen und/oder privaten Umfeld nehmen zu. Gefühle einer inneren Leere, der Ohnmacht und Hilflosigkeit, Erschöpfung, Pessimismus oder Angstzustände treten auf. Um sich Luft zu verschaffen werden immer häufiger Termine verschoben, Verabredungen abgesagt und Beziehungen oder Hobbies vernachlässigt. Das Gefühl für die eigenen Bedürfnisse und das gesellschaftliche Leben treten immer mehr in den Hintergrund.

Trotz zunehmender körperlicher und psychischer Symptome fühlt man sich in dieser Phase eigentlich noch ganz gut und der Schein wird gewahrt. Die Symptome werden nicht als Zeichen gesehen, dass dringend Druck abgebaut werden muss. Stattdessen versuchen Betroffene in dieser Phase häufig, ihre Beschwerden mit Schlaf-, Schmerz-, Beruhigungs- oder Aufputschmitteln in den Griff zu kriegen oder mit noch mehr Sport oder mit noch mehr Gläsern Wein abends den Stress und die innere Unruhe runter zu fahren.

Erst wenn schliesslich permanente Erschöpfung, chronische Schmerzen, Schwindel, Herzsymptome, Tinnitus, chronische Magen-Darm-Beschwerden, sexuelle Probleme, starke Gewichtsveränderungen oder Panikzustände auftreten, wird die Erkrankung offensichtlich. Betroffene verlieren auch mehr und mehr ihre kognitive Leistungsfähigkeit. Konzentriertes Arbeiten, differenziertes Denken und Entscheidungen fällen erfordern Kraft, die Burnout-Betroffene nicht mehr aufbringen können. Die Arbeit kann nur noch unter grösster Anstrengung – wenn überhaupt – ausgeübt werden.

Am Ende geraten Betroffene in eine völlige Isolation und werden in allen Bereichen des Lebens regelrecht handlungsunfähig. Alles wird gleichgültig, man kann sich zu nichts mehr aufraffen, alles wird zur Last. Dann spricht man von einem manifesten Burnout, das sich nicht mehr mit ein paar Wochen Ferien therapieren lässt, sondern bis hin zu völliger Arbeitsunfähigkeit oder gar Suizid führen kann.

Burnout-Symtome

Burnout-Symptome sind sehr vielfältig. Jeder Betroffene zeigt ein individuelles Muster von Symptomen und Beschwerden, je nach Phase der Erkrankung. Hauptsymptom von Burnout ist aber immer ein Gefühl tiefer Erschöpfung.

Mögliche körperliche, psychische, kognitive und energetische Symptome:

  • chronische Müdigkeit und Energiemangel, der durch ausreichenden Schlaf, Freizeit oder Ferien nicht verschwindet / Erschöpfung, Unfähigkeit sich zu erholen und allgemeine Lustlosigkeit über eine längere Zeit
  • Schlafstörungen: Schlaflosigkeit oder gesteigertes Schlafbedürfnis
  • chronische Schmerzen: meist Kopf-, Nacken oder Rückenschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Bauchkrämpfe, Magenschmerzen
  • funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden: Herzklopfen, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckinstabilität
  • Reduzierte geistige Leistungsfähigkeit, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Verwirrtheit, Schwindel , Gedächtnisprobleme, Entscheidungsunfähigkeit
  • häufige Infekte
  • Tinnitus
  • Nervöse innere Unruhe, Ärger, Gereiztheit, Zynismus, Bitterkeit, erhöhte Stressanfälligkeit, geringe Frustrationstoleranz
  • Versagensängste, Angstzustände bis hin zu Panikattacken
  • depressive Zustände: gedrückte Stimmung, Freudlosigkeit, Interessenverlust, Desillusionierung, Resignation und sozialer Rückzug, Verzweiflung, innere Leere, Niedergeschlagenheit, Sinnlosigkeitsgefühle, Abstumpfung
  • Rückzug vom gesellschaftlichen Leben, Vernachlässigung von Freizeitaktivitäten, Distanzierung von der Arbeit
  • Sinkendes Selbstvertrauen, Selbstzweifel
  • verstärkter Konsum abhängigkeitsfördernder Substanzen

Behandlung von Burnout

Burnout ist eine ernste Erkrankung und muss möglichst schnell professionell behandelt werden. Unbehandelt drohen Abhängigkeitserkrankungen, völlige Arbeitsunfähigkeit, ernsthafte körperliche Erkrankungen und Depression bis hin zum Suizid. Je eher Betroffene selbst erkennen und akzeptieren, dass sie Hilfe brauchen, desto besser sind die Therapieaussichten.

In einem frühen Stadium kann es eventuell bereits genügen, eine längere Pause vom Stress einzulegen, beispielsweise durch mehrwöchige Ferien. Parallel dazu muss aber immer ein Umdenken stattfinden und Massnahmen getroffen werden, um den weiteren Verlauf zu stoppen wie:

  • das bewusste und entschiedene Eliminieren bekannter Zeit- und Energiefresser jeglicher Art aus dem persönlichen Umfeld
  • das Fordern klarer Zuständigkeiten verbunden mit einem entschiedenen Nein-sagen zu ungerechtfertigten zusätzlichen Aufgaben ohne Kompensation
  • dem Lernen Unterstützung zu fordern und Hilfe anzunehmen
  • dem kompromisslosen Einfordern von Phasen der Entspannung und Zeit für sich selbst
  • das Beachten der eigenen Bedürfnisse bzgl. Ernährung, Schlaf, Bewegung, Freunden und Hobbys

Schafft man den Ausstieg aus diesem Teufelskreis nicht selbst, weil man keine Unterstützung vom sozialen Umfeld hat oder sich wegen Konflikten zu Hause nicht erholen kann, ist es sinnvoll sich komplett aus dem bestehenden Umfeld herauszunehmen und eine Behandlung stationär in einer auf Burnout spezialisierten Klinik in Anspruch zu nehmen.

Hilfe bei Burnout mit Kinesiologie

Immer mehr Psychiater empfehlen ergänzend zu einer traditionellen Psychotherapie eine körperbasierte Methode der Komplementärtherapie. Kinesiologie versteht sich als eine solche ergänzende und partnerschaftliche Methode, die die Wirksamkeit von Gesprächs- und/oder medikamentösen Therapien in bester Weise ergänzt und unterstützt.

Burnout-Betroffene sind meistens mental sehr starke Persönlichkeiten, haben aber oft die Tendenz ihren Körper und dessen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Als ganzheitliche Therapieform vermittelt Kinesiologie die Erfahrung, dass Körper, Geist und Seele eng verbunden sind. Kinesiologische Burnout Balancen beziehen alle bei einem Burnout betroffenen Ebenen, also die emotionale, mentale, körperliche und soziale, mit ein.

Auf der emotionalen und mentalen Ebene helfen sie dabei, die inneren Ursachen hinter dem Raubbau an den eigenen Kräften zu erkennen. Über die Analyse der auslösenden Stressoren wie beispielsweise der Hang zu einem ausgeprägten Perfektionismus oder die Verleugnung eigener Bedürfnisse und Wünsche können unrealistisch überhöhte Erwartungen an sich, das eigene Leben und den Job grundlegend überdacht und bisherige krankmachende Verhaltensmuster und Gewohnheiten sukzessive verändert werden.

Auf der körperlichen Ebene bewirken die positiven Impulse der Behandlung ein Gefühl von tiefer Ruhe und einem neuen Vertrauen und Zutrauen in die Stabilität des eigenen Körpers. Berührung verändert die Aufmerksamkeit im Sinne von Entspannung, stoppt das Gedankenkarrussel und hat eine direkte Wirkung auf das vegetative Nervensystem und den Hormonhaushalt. Durch Berührung überbrachte Botschaften bauen Stress, Ängste und Verspannungen ab und Schmerzen oder psychosomatische Beschwerden werden gelindert. Keine andere Art der Verständigung verläuft so direkt und schnell.

Das Ziel der Behandlung ist dann erreicht, wenn das Gefühl der Ohnmacht gegenüber den eigenen inneren Antreibern und den eingefahrenen blockierenden Denkmustern einem neuen gestärkten Selbstbewusstsein Platz macht. Auf diesem Weg möchte ich Sie unterstützen und aus dem reichen Portfolio kinesiologischer Methoden ein individuelles, auf Ihre Bedürfnisse abgestimmtes Therapiekonzept erstellen.

Die von Hugo Tobar spezifisch für die Behandlung von Burnout entwickelte Balance bezieht neben der Kombination mit emotionalen Balanceverfahren die physiologischen organbezogenen Anteile einer Burnout-Erkrankung mit ein wie die Nebennierenrinde, Cortisol und andere Hormone, Schilddrüsenmarker und die Neurochemie des nicht-myelinisierten Nervus vagus.